Höhle mit Schatten

Wenn man als Coach arbeitet, entdeckt man immer wieder die tollsten Sachen. Zum Beispiel, dass es Parallelwelten gibt. Wie in Platons Höhlengleichnis, wo die Schatten an der Wand den Insassen einer Höhle eine andere Realität vermitteln als sie tatsächlich ist. Wenn ich nun einen Vorgesetzten und eine Mitarbeiterin auf meiner Couch sitzen habe, die an beruflichen Veränderungen im Unternehmen arbeiten möchten, jedoch eine Affäre haben und das ihr "eigentliches" Thema ist, dann arbeite ich mit einer Realität, die konstruiert wurde. Und wenn ich im Laufe der Zusammenarbeit feststelle, dass sie blind seinem Charme erlegen ist und er noch weitere Frauen beglückt, haben wir es mit einer weiteren Konstruktion zu tun. Die Frage ist nun, was wollen die Beteiligten sehen, wahrhaben und besprechen? Was ist mein Auftrag? Pragmatisch gesehen der, der kommuniziert wird. Aber, wenn wir davon ausgehen, dass alleine 50% unserer Kommunikation Körpersprache ist, spiegel ich dann das, was ich sehe mit Worten wie: "Ich sehe, Sie sind sich sehr zugewandt?" Coaching ist stets eine Suche nach dem eigentlichen Auftrag, dem richtigen Weg und vlt. dem Moment, in dem man wagen kann, alle Beteiligten aus der Höhle ins Licht zu zerren.


Kupferstich „Die platonische Höhle“ von Jan Saenredam
nach dem Ölgemälde von Cornelis van Haarlem