Wie sinnvoll ist die Frage nach dem Sinn?

Vielleicht erinnern sich noch einige an den Vorfall als ein Kapitän sein Schiff verließ, bevor das Schiff mit noch nicht geretteten Passagieren sank. Wie kann man den von der Gesellschaft als verwerflich bewerteten Egoismus verhindern? Oder, was braucht ein Kapitän, um sich seinem Berufsstand entsprechend, zu verhalten? Eine spontane Antwort könnte schlicht und ergreifend "Mut" heißen.

Auch hier lohnt es sich, zunächst die Abstammung des Wortes anzuschauen. Das Wort Mut stammt aus indogermanisch mo- = sich mühen, starken Willen sein, heftig nach etwas streben > germanisch moda = Sinn, Mut, Zorn > althochdeutsch muot = Sinn, Seele, Geist, Gemüt, Kraft des Denkens, Empfindens, Wollens. (vgl. Wikipedia) Warum sollte also ein Kapitän auf einem Schiff bleiben, wenn er keinen Sinn in seinem Unterfangen sieht und kein Bestreben hat, seiner Rolle gerecht zu werden?

Mit Blick auf Führungskräfte in Organisationen ist für mich damit die Frage beantwortet, warum die Suche nach dem Sinn lohnenswert sein kann. So wissen nicht nur in Krisen alle Beteiligten, warum sie an Bord sind und was sie zu tun haben. Die Suche und Formulierung eines Sinns ist also keineswegs überflüssiger Tand, sondern durchaus der Sache dienlich.

Der österreichische Psychiater und Neurologe Viktor Frankl hat sich intensiv mit dem Sinn auseinandergesetzt. Er sagt: "Wer um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewußtsein mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden." Und: "Erst der Mut zu sich selbst wird den Menschen seine Angst überwinden lassen." Kann es eine schönere Aufgabe für ein Coaching geben, als jemanden auf diesem Weg zu begleiten?